МОСКВА, ЕВАНГЕЛИЧЕСКО-ЛЮТЕРАНСКАЯ ОБЩИНА СВВ. ПЕТРА И ПАВЛА
27 Мая 2012 года

Pfingsten (27. Mai 2012)


Brüder und Schwestern! Heute feiern wir einen großen Tag für gläubige Christen. Wie wir aus der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte erfahren, kam an einem weit zurückliegenden Tag der Heilige Geist aus dem Himmel über die Jünger Jesu Christi, die schwer unter der Trennung von Gottes Sohn litten. Jener Beistand, den ihnen Jesus versprochen hatte zu senden (Joh. 15,26). Der Hl. Geist erschien in Form von Flammenzungen, die nicht versengten und die auf den Häuptern der Jünger stille hielten. Als Folge dessen eröffneten sich bei ihnen ungeahnte Talente: z.B. die Fähigkeit der einfachen Fischer, in fremden Sprachen und mit hoher Redekunst zu sprechen, die Freiheit und Tapferkeit gegenüber Machthabern und Hohenpriestern. Natürlich hat das tiefen Eindruck auf die Leute gemacht, die sich wegen des unerklärlichen Lärms um die Apostel versammelt hatten. Die flammende Rede des Apostels Petrus über das Leben, den Tod, die wunderbare Auferstehung Jesu Christi und seine Rolle für die Rettung der Menschheit brachte mehr als 3000 Vertreter verschiedener Völker zu dem neuen Glauben. Und diese Ausgießung des Hl. Geistes hatte nicht nur einen spontanen Effekt. Sie half den Leuten sich zu vereinigen und im Weiteren die Lehre Jesu bewusst zu verbreiten. Auf diese Weise entstand die erste christliche Gemeinde nicht nur in Jerusalem, sondern in der Welt. Und deshalb feiern wir heute auch den Geburtstag der christlichen Kirche!

Zu diesem Geburtstag unserer Kirche beglückwünsche ich euch alle, liebe Brüder und Schwestern!

Und jetzt hören wir Gottes Wort für die heutige Predigt aus dem 1. Korintherbrief des Apostels Paulus, 2,12-16:

12 Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind. 13Davon reden wir auch, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, indem wir Geistliches durch Geistliches deuten. 14Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird. 15Der geistliche dagegen beurteilt zwar alles, er selbst jedoch wird von niemand beurteilt. 16Denn „wer hat den Sinn des Herrn erkannt, dass er ihn unterweisen könnte?“ Wir aber haben Christi Sinn.

Sehr verehrte Brüder und Schwestern! Aus der heutigen Lesung haben wir gehört, dass an jenem bemerkenswerten Tag vor langer Zeit etwas Unerklärliches geschehen ist: das sichtbare Erscheinen des Hl. Geistes. Was ist denn das, der Geist? In unserem täglichen Leben hören oder gebrauchen wir oft das Wort Geist, und verstehen darunter Verschiedenes. Zum Beispiel sprechen wir von „Schöpfergeist“, dank dessen der Mensch Kunstwerke in der Musik, Malerei, Prosa und Poesie, Architektur und Technik schafft. Wir sprechen vom „Konkurrenzgeist“, der zu neuen sportlichen oder anderen Ergebnissen führt. Wir sprechen vom „Geist der Tapferkeit“, wenn wir uns für die Erfolge, die Festigkeit der Überzeugung, dieser oder jener Leute begeistern, ihre Fähigkeit, Schwierigkeiten und harte Prüfungen zu bestehen. Und schließlich sind wir selbst nur „Menschen“ geworden, weil Gott in den irdischen Lehm seinen Atem, den „Geist des Lebens“ eingehaucht hat! „Da nahm Gott Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebenshauch in die Nase. So wurde der Mensch lebendig.“ (1.Mose2,7). Dank diesem unsterblichen Geist, der in ihm lebt (1.Kor.2,11) fühlt, denkt, wünscht der Mensch. Der Geist, das ist jene innere Tiefe des Wesens, in welche die Seele eintaucht. Martin Luther hat einmal gesagt, dass der Geist das Höchste und Beste im Menschen ist. Dank ihm kann der Mensch das Unsichtbare und Ewige umfassen. Daher kann der Mensch nur durch den Geist für sich selbst solche Begriffe erkennen und erklären, wie GOTT, ewiges Leben, Gottes Reich usw. Um es noch kürzer auszudrücken: „Geist“ ist jenes Haus, jenes Heim, in welchem Glaube und Gottes Wort wohnen.

In seiner höchsten Bedeutung, wenn wir vom geistigen Wesen sprechen, vom „Geist ohne Fleisch und Bein“ (Lk. 24,39) – sprechen wir von Gott. Denn Gott ist Geist und Vater der Geister (Joh.4,24; Hebr.12,9). Es war der Geist Gottes, der über den Wassern schwebte bei der Erschaffung der Erde (1.Mose.1,2). Der Geist Gottes wirkte in den Dienern Gottes, den Propheten, im Volk Israel (4.Mose 11,17.25.29; Jes.61,1; 63,10-14). Der Geist Gottes ergoss sich unbegrenzt auf unseren Erlöser Jesus Christus während seines irdischen Dienstes (Joh.3,34). Das ist der Geist der Wahrheit, der Tröster, der vom Vater ausgeht (Joh.15,26), auf Bitten und im Namen des Sohnes (Joh.14,16.17.26; Lk.24,29). Das ist jener Geist, der zu Pfingsten ausgegossen wurde (Apg.2,33) und der bis heute und weiterhin die Gläubigen versammelt (Eph.1,13; 4,30). Das alles ist e i n Geist, aber er kann verschieden sein in seinen Erscheinungsformen. Der Heilige Geist ist eine der unteilbaren Größen der Hl. Dreifaltigkeit. Deshalb gibt es keine größere Sünde, unverzeihliche Todsünde, als die Beleidigung des Hl. Geistes (Eph.4,30).

Also, meine Lieben: es war 30 Jahre nach Christi Geburt. Seit der Auferstehung des Erlösers waren 50 Tage vergangen, 10 Tage, seit Jesus auf dem Ölberg in die Wolken erhoben und aus dem Blickfeld der Jünger verschwunden war. Traurig waren sie zurück nach Jerusalem gegangen in das Haus, in dem ihnen, wie wir glauben, Jesus zweimal erschienen war, ungeachtet verschlossener Fenster und Türen. Es war vermutlich ein sehr großes Zimmer, wenn sich dort ungefähr 120 Menschen versammelt hatten (Apg.1,15). Außer Gebeten und Erinnerungen an die Zeit mit Jesus - was erfüllte die Gedanken der Jünger in der Erwartung der versprochenen Taufe mit dem Heiligen Geist (Apg.1,5)? Vielleicht dachten sie immer noch an die politische Unabhängigkeit Israels oder an die Wiedererrichtung des Königreichs Israel und verbanden das mit der Erwartung, dass der Messias dem auserwählten Volk neuerlich erscheine? Oder vielleicht stritten sie über den Zeitpunkt der baldigen Wiederkehr Jesu, über sein zweites Kommen? Vielleicht haben die Apostel und die anderen Jünger versucht zu erraten, was für ein „heiliger Geist“ das wohl sei, von dem sie getauft werden sollten und der sie mit ungeahnter Kraft erfüllen sollte (Apg.1,8)? Wir können es nicht wissen.

Und der denkwürdige Tag brach an. Nach dem jüdischen Kalender fiel auf diesen Tag der Feiertag „50 Tage“, der Feiertag der ersten Früchte und des Beginns der Ernte. In Jerusalem versammelte sich viel Volk. Außer den einheimischen Juden waren viele Griechen da, und Einwohner anderer Städte und sogar Länder: Parther und Meder, Elamiter, Ägypter, Phryger, Kreter und Araber. Sogar aus dem fernen Rom waren Juden hier und Proselyten. Und diese bunte Masse von Menschen hatte nicht die leiseste Ahnung, dass sie Zeuge und Teilnehmer eines neuen Feiertags würde: des „Tages der ersten Früchte der weltweiten Ernte des Evangeliums“.

Ja, sie, die Vertreter Dutzender Völkerschaften, die sich von allen Enden der Erde hier versammelt hatten, wurden Zuhörer der ersten öffentlichen Predigt über Jesus Christus. Darüber sprachen der Apostel Petrus und die übrigen galiläischen Apostel, gestärkt durch den Heiligen Geist, zu den versammelten Leuten gleichzeitig in ihren Sprachen und Mundarten. Das Wunder bestand darin, dass diese Stimmen einander nicht überlagerten, das Zeugnis nicht erstickten, sondern von allen und jedem gehört wurden! Genau so eine Kraft der Sprache gab der Hl. Geist den Aposteln, als er sichtbar wie Flammenzungen vom Himmel auf sie herabkam. Die Gabe des Sprechens in normaler, verständlicher, erfassbarer menschlicher Rede und nicht so ein unverständliches Gestammel, das auch heute manche für „Himmelsbotschaften“ ausgeben, die nur Eingeweihten zugänglich seien und nicht gewöhnlichen Sterblichen.

Alles ging so vor sich, wie Jesus es den Jüngern versprochen hatte: Am Pfingsttag erhielten die Jünger die Taufe durch den Hl. Geist zusätzlich zur früheren „Wassertaufe“ durch Johannes. Davon zeugt ihr Mut zum öffentlichen Auftreten, ihre Fähigkeit, fremde Sprachen, die sie bis dahin nicht kannten, ohne Vorbereitung in einer Schule oder gar Universität zu sprechen, die Überzeugungskraft ihrer Predigten. Wie Apostel Peter in seiner ersten Predigt sagte, erfüllte sich die Prophezeiung des Propheten Joel: Gott goss seinen Geist aus auf alle Gläubigen (Joel 3,1-4). Nach dieser christlichen Predigt des Evangeliums wurden 3000 Seelen getauft. So einen Erfolg brachte dieser denkwürdige Tag der Kirche.

Können wir mit Bestimmtheit sagen, dass alle diese Leute sofort sich aus „beseelten (natürlichen) Leuten“ in „geistliche Menschen“ verwandelt haben? Wahrscheinlich nicht. Zu stark sind die Ketten der Sünden, die unser Fleisch fesseln.

Geliebte im Herrn! Wenn jemand Christ wird, erhält er mit der Taufe die Gabe des Heiligen Geistes. Dieser Hl. Geist, der im Christen wohnt, gibt ihm ein neues Denken und ein neues Lebensziel. Der Geist bezeugt: dieser Mensch ist jetzt ein Kind Gottes! Man kann auch sagen, dass der Hl. Geist, der in uns wohnt, eine täglich Erinnerung Gottes ist, dass unsere Zukunft nicht auf der Erde ist. Unsere Zukunft ist im Himmel!

Kann ein „beseelter (natürlicher) Mensch“ so etwas glauben? Leider ist jeder Mensch, auch der beste, von Natur aus blind, tot und feindlich gegen alles, was Gott für seine Rettung tut (2.Kor.4,1-4; Röm.5,6-10; Eph.2,1-8). Auf sich allein gestellt ist der Mensch hilflos und hoffnungslos. Aber trotzdem wird er sich keinesfalls als Sünder bekennen. „Wie denn - er, ein erfolgreicher Geschäftsmann oder ein gesetzestreuer Bürger, - ein Sünder? Und er verdient Gottes Strafe? Da gibt es ganz andere Sünder!“ So meint der „beseelte Mensch“. Wer und was kann ihn lehren und aufklären?

Nun, nachdem Jesus zu seinem himmlischen Vater aufgestiegen ist, kann nur der von ihm gesandte Hl. Geist dem Gläubigen als Lehrer, Berater und Führer im geistlichen Leben dienen! Aber, wie der Apostel Paulus schreibt: „Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“ Warum ist das so? Weil der „beseelte“, d.h. natürliche Mensch, sich auf seine Gefühle und Emotionen verlässt, und das, glauben Sie mir, sind nicht immer gute Ratgeber, besonders in der irdischen Kirche, wo solche Leute den Geist der Eifersucht, den Geist des Streites und der Spaltung einbringen können. Solches haben wir alle auch erlebt.

Aber, Gott sei Dank, hat uns der Herr den Heiligen Geist gegeben! Und dieser Geist will nicht Spaltung, sondern Heilung und Einheit bringen. Der Geist bezeugt und lehrt LIEBE. Ein wunderbares Zeugnis dieses Wirkens des Geistes ist das, was in letzter Zeit in unserer Evangelisch-Lutherischen St. Peter und Paul-Gemeinde in Moskau vorgeht. Unsere Gemeinde, dem Worte Gottes folgend, erhielt den Heiligen Geist, der uns zu einem Körper in Christus vereint hat (Eph.4,4). Ja, die Bedeutung des Hl. Geistes ist auch in unseren Tagen groß: niemand kann aus eigenen Kräften zum Glauben kommen. Dahin kann nur der Hl. Geist führen.

Wer den Hl. Geist nicht hat, kann nicht zu Jesus kommen, nicht gleich, nicht später! Und umgekehrt: jeder, der glaubt und durch die Taufe zu Jesus kommt, erhält den Hl. Geist, damit er treu glauben und im Glauben wachsen kann. „Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet; aber wer nicht glaubt, wird verdammt werden“. So sagt Jesus Christus (Mk.16,16). Der Hl. Geist und die Sakramente stärken uns im Glauben. Und wir können ihn nicht verheimlichen, haben nicht das Recht, ihn nicht mit anderen zu teilen. Martin Luther hat es so ausgedrückt: „Predige den Glauben, solange du ihn hast, und dann predige den Glauben, weil du ihn hast“. Und der Apostel Paulus schreibt: „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi“ (Röm.10,17).

Liebe Brüder und Schwestern, Geliebte im Herrn! Das Herz eines Menschen ist niemals leer. In ihm lebt entweder „der Geist dieser Welt“ oder „der Geist Gottes“. Ein Drittes gibt es nicht! Der Geist, welchen unser Herr Jesus versprach zu senden, der Heilige Geist, der Geist, der sich zu Pfingsten zeigte, hat sich auch auf unsere Gemeinde ausgegossen, auf unsere lutherische Kirche und auf uns alle. Wir haben nicht den „Geist dieser Welt“ angenommen, sondern den Geist von Gott, damit wir geistliche Leute werden. Und mit Martin Luther bestätigen wir, was im Kleinen Katechismus geschrieben steht:

„Ich glaube, dass … der Hl. Geist mich durch das Evangelium gerufen hat, mich durch seine Gaben erleuchtet, geheiligt und im wahren Glauben erhalten hat. Am Jüngsten Tag lässt er mich mit allen Toten auferstehen und schenkt mir und allen, die an Christus glauben, ewiges Leben. Das ist die unumstößliche Wahrheit“. Amen.


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