МОСКВА, ЕВАНГЕЛИЧЕСКО-ЛЮТЕРАНСКАЯ ОБЩИНА СВВ. ПЕТРА И ПАВЛА
26 Мая 2013 года

26. Mai 2013 Sonntag Trinitatis (Dreifaltigkeitssonntag)


Jesaja 6, 1-8 Es war in dem Jahr, als König Usija starb. Da sah ich Gott, den Herrn, er saß auf einem sehr hohen Thron. Der Saum seines Mantels füllte den ganzen Tempel. Er war umgeben von mächtigen Engeln. Jeder von ihnen hatte sechs Flügel; mit zweien bedeckte er sein Gesicht, mit zweien den Leib, zwei hatte er zum Fliegen. Die Engel riefen einander zu: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr der Welt, die ganze Erde bezeugt seine Macht!“ Von ihrem Rufen bebten die Fundamente des Tempels, und das Haus füllte sich mit Rauch. Vor Angst schrie ich auf: „Ich bin verloren! Ich bin schuldig und unwürdig, von Gott zu reden, genauso wie das Volk, in dem ich lebe. Und ich habe den König gesehen, den Herrn der ganzen Welt!“ Da kam einer der mächtigen Engel zu mir geflogen. Er hatte eine glühende Kohle, die er mit der Zange vom Altar genommen hatte. Damit berührte er meinen Mund und sagte: „Die Glut hat deine Lippen berührt. Jetzt bist du von deiner Schuld befreit, deine Sünde ist dir vergeben.“ Dann hörte ich, wie der Herr sagte: „Wen soll ich senden? Wer ist bereit, unser Bote zu sein?“ Ich antwortete: „Ich bin bereit, sende mich!“

Перевод: День Св.Троицы

In der heutigen Lesung aus dem Buch Jesaja haben wir gehört, wie dem Propheten die Möglichkeit gegeben wurde, an das größte Geheimnis zu rühren: die Hoheit Gottes. Jesaja hat Gottes Angesicht nicht gesehen, denn das ist einem Menschen in seinem irdischen Zustand nicht möglich, aber wie Moses war er dem Allerhöchsten so nahe, wie das für jemanden aus der sichtbaren Welt überhaupt möglich ist. Und was empfindet er? Entsetzen, denn er ruft aus: „Ich bin verloren! Ich bin schuldig und unwürdig, von Gott zu reden, genauso wie das Volk, in dem ich lebe. Und ich habe den König gesehen, den Herrn der ganzen Welt!“ Wie merkwürdig. Wir sprechen von Gott als dem liebenden Vater, aber der Prophet empfindet bei der Begegnung mit ihm nicht Freude sondern Entsetzen. Warum? Dafür gibt es einige Gründe. Einen davon könnte man so beschreiben: Gott ist absolut rein und heilig, er ist die absolute Wahrheit. Keine Lüge und Unwahrheit, nichts Böses kann die Berührung mit dieser Wahrheit und Reinheit aushalten. Und genau deshalb ruft seine direkte Berührung mit dem Menschen Entsetzen hervor, obwohl Gott tatsächlich der liebende Vater ist.

Und je größer die Unreinheit, desto größer das Entsetzen. Den Menschen, besonders den heutigen, ist eine sehr eigenwillige Beurteilung Gottes eigen, sie suchen nicht sein Verständnis und haben keine besondere Verehrung für ihn und oft leugnen sie ihn überhaupt ab. Aber wo blieben wohl ihre Eigenwilligkeit und Geringschätzung, wenn sie sich an der Stelle Jesajas befänden? Ich glaube, dass sie vor Angst winseln und das ganze Entsetzen fühlen würden, welches die Gegenwart Gottes hervorruft, wenn sie die eigene Nichtigkeit erkennen. Denn Gott ist nicht nur Wahrheit und Heiligkeit, er besitzt auch unvorstellbare Macht, im Vergleich zu der jeder Mensch winzig ist. Der Psalmist sagt: „Was ist der Mensch, dass du Herr, an ihn denkst?“. Und trotzdem ist es Gott, der von sich aus mit uns in Beziehung tritt. Deshalb machen wir uns heute, am Tag der Heiligen Dreieinigkeit, Gedanken über zwei Geheimnisse: das Geheimnis der Dreieinigkeit und das Geheimnis unserer Beziehung zu dieser Dreieinigkeit.

Es ist sehr schwierig über das Unfassbare zu sprechen. Und die Dreieinigkeit Gottes ist absolut unfassbar. Der Vater ist von ungeahnter Größe, die nicht vorstellbar und unbeschreibbar ist. Der Sohn ist so ähnlich den Menschen, dass er viele Jahre lang unter ihnen lebte ohne sich von ihnen zu unterscheiden. Mehr noch: man konnte ihn verachten, erniedrigen und sogar umbringen, was durch die Geschichte seines Leidens und Todes bezeugt wird. Über den Heiligen Geist, die Quelle von Gottes Kraft in uns, kann man bezüglich seiner Wirkung reden, aber praktisch nichts über ihn selbst. Seine Unfassbarkeit hat Jesus in seinem Gespräch mit Nikodemus so ausgedrückt: „Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht woher er kommt und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.“. Drei Wesen, so sehr verschieden, und trotzdem ein Ganzes. Jesus, während er auf der Erde lebt, wendet sich an den Vater, und der antwortet aus dem Himmel; ungeachtet dessen wird dem Philippus gesagt: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“. Das alles ist völlig unfassbar und fügt sich nicht in den Rahmen irdischen Denkens. Die Dreieinigkeit Gottes ist ein großes Geheimnis, welches sich uns nur durch den Glauben erschließen kann, ausschließlich durch den Glauben. Dem hl. Augustinus, als er versuchte die Dreieinigkeit zu ergründen, wurde eine Vision gesandt, in welcher er sich selbst sah, am Meeresufer sitzend und versuchend, das Meer mit einem Löffel auszuschöpfen. Und tatsächlich sind alle Versuche des Menschen zum Scheitern verurteilt, die Beziehung der Personen innerhalb der Dreifaltigkeit zu beschreiben. Wir können uns nur vor der Größe Gottes verneigen und die Dreieinigkeit als Geheimnis des Glaubens annehmen. Aber nicht nur als Geheimnis, sondern als freudiges und gesegnetes Geheimnis. Warum? Weil die Dreieinigkeit Gottes uns zugewandt ist. Der Vater liebt uns.

Der Sohn macht diese Liebe sichtbar, indem er sich bis zu unserem Erscheinungsbild verkleinert und sich selbst zum Opfer bringt um unserer Vereinigung mit dem Vater willen. Und endlich, der Heilige Geist wirkt in uns und stärkt unsere Verbindung mit dem Himmel.

Warum verhält sich der Dreieinige Gott uns gegenüber so, das heißt mit Liebe? Warum verhält er sich uns gegenüber so, ungeachtet seiner Größe einerseits und unserer Sündhaftigkeit und Zuchtlosigkeit auf der anderen Seite. Haben wir vielleicht etwas getan, das Liebe verdient? Nein. Wir haben den Willen Gottes ignoriert, wir haben die uns übergebene Welt verschmutzt und statt der uns gebotenen Liebe einander umgebracht. Aufgrund unserer Taten haben wir die völlige Vernichtung verdient, wie zu Zeiten Noahs. Aber in Wirklichkeit geschieht etwas anderes: Gott will uns von unseren Sünden heilen, uns rechtfertigen und in eine neue Schöpfung führen. Mehr noch. Obwohl Gott uns leicht zwingen könnte seinen Willen zu erfüllen, tut er das nicht. Er zwingt niemanden zu irgendetwas, denn er will, dass wir ihm freiwillig folgen, aus Liebe und mit Vertrauen. Diese Einstellung Gottes zu uns ist ein genauso großes Geheimnis wie die Dreieinigkeit. Und beide Geheimnisse sind freudige, denn alle drei Antlitze des Wahren Gottes sind uns zugewandt, helfen uns auf dem Weg durch diese Welt in die Ewigkeit, die neue Schöpfung, das Reich Gottes.

Es ist sinnlos zu versuchen, das Unfassbare zu ergründen. Es ist unmöglich, das Unerklärbare zu erklären. Aber die Wirkung dieses Unerklärbaren in unserem Leben annehmen, das können wir allemal. Schließlich: ist es wirklich nötig zu verstehen, warum Gott uns liebt? Wichtig für uns ist doch nicht, warum er uns liebt, sondern die Tatsache dieser Liebe. Es ist sinnlos zu versuchen, die gegenseitigen Beziehungen innerhalb der Dreieinigkeit zu verstehen. Aber ist es wirklich nötig sie zu verstehen? Das Wichtige für uns ist doch ihre Wirkung in unserem Leben: die Liebe des Vaters, die Erlösung durch den Sohn und die Kräftigung des rettenden Glaubens durch den Heiligen Geist. Und das kann man eben fühlen und annehmen. Wie annehmen? Mit Hilfe des Hl. Geistes zielgerichtet an der eigenen Veränderung arbeiten, um besser mit der göttlichen Heiligkeit zu harmonieren, damit Gottes Einstellung zu uns immer mehr „dank“ und immer weniger „trotz“ unseres Verhaltens ist. Diese Veränderung des Bewusstseins, die zu Veränderungen im täglichen Leben führt, bewirkt auch, dass wir aus Feinden Gottes zu seinen Dienern werden, bereit, mit Jesaja zu sagen: „Hier bin ich. Sende mich“.

Die größte Liebe ist die gegenseitige. In unserer Welt trifft man sie nicht allzu oft, aber man trifft sie. Man könnte sie aber viel öfter treffen, wenn wir lernten in der Liebe zu wachsen. Und das kann man. Man kann wachsen in der Liebe zum Menschen, und genau so kann man wachsen in der Liebe zu Gott. Und das ist es eigentlich, was er von uns will. Die Liebe Gottes zu uns ist unzweifelhaft. Und je mehr wir ihm unsererseits mit Liebe antworten, desto besser für uns. Denn dank dieser Gegenseitigkeit werden wir fähig den Willen Gottes zu erfüllen. Und das nicht als Pflicht sondern eifrig und mit Freude. Der Herr hat Jesaja zum Dienst gerufen. Dieser Dienst war nicht leicht, denn meistens sagte der Prophet das, was die Leute nicht hören wollten. Dennoch hatte Jesaja niemals den Wunsch aufzuhören. Zwischen unserer Berufung und der Berufung Jesajas gibt es keinen prinzipiellen Unterschied. Denn genauso wie Jesaja sind wir aufgerufen, den Willen Gottes zu verkünden. Und dabei ist der Inhalt unserer Verkündigung viel freudiger, denn es ist die Frohe Botschaft des Neuen Testamentes: das in Christus nahe gekommene Himmelreich, Reue und Gottes Gnade, Vergebung der Sünden und das ewige Leben. Die Welt ist dem Dunkel zugewandt. Sich selbst überlassen bewegt sie sich auf den Tod zu. Wir haben die Aufgabe, sie zum Licht und zum Leben zu wenden. Wir sind aufgerufen, die Frohe Botschaft zu verkünden, und zwar nicht irgendwelchen entfernten Völkern, sondern unseren Nächsten, deren Leben und Tod uns nicht gleichgültig sein kann. Und gerade die Liebe, die Liebe zu Gott und zu unseren Nächsten, ist jene Kraft, die den Menschen, der Gottes Ruf gehört hat, dazu bringen kann jene Antwort zu geben, die seinerzeit der Prophet Jesaja gab: Dann hörte ich, wie der Herr sagte: „Wen soll ich senden? Wer ist bereit, unser Bote zu sein?“ Ich antwortete: „Ich bin bereit, sende mich!“

Amen.


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